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Aus dem Tagebuch einer Studentin

1978

Wenn mich die wunden Füße einmal nicht mehr tragen,

dann leg' mich einfach vor die Haustür Gottes.

Spätestens wenn er zum Briefkasten geht,

wird er mich finden.

Ganz sicher.

Einmal singen können

ohne Restbestände in der Kehle.

Einmal lieben können

ohne Schutzglas.

Einmal leben können

ohne Angst.

Einfach nur so.

Wenn die Angst unter meine Decke kriecht,

dann bitte

sing ihr ganz leise ein Wiegenlied.

Und wenn sie dann geht,

sag ihr einfach:

Bitte, schließ doch die Tür hinter dir.

Aus den letzten Tagebuchseiten von Beth

1978

 

Könnte ich mich an das erinnern,

was ich vergaß,

Und das vergessen,

woran ich mich erinnere,

So glaube ich,

es wäre besser für mich.

Aber ich bin nicht sicher,

An was ich mich erinnern,

Was ich vergessen sollte.

LIEBE

IST

Honigfarbenes Lachen

Bernsteinfarbenes Lachen

Scharlachrote Schwingen

Vor einem Hintergrund

Von frischgefallenem Schnee.

Sie tut

Seltsame

Dinge

Wie

Sterben.

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